Der Verein
Unser Verein wurde 24. Oktober 1991 von ehemaligen Lehrern und Schülern der Ebersdorfer Schule geründet. Der Verein ist gemeinnützig tätig. Er hat sich die Sammlung und Bewahrung historischer Exponate und Gegenstände aus verschiedenen Epochen der deutschen Schulgeschichte und deren Präsentation für die breite Öffentlichkeit zum Ziel gesetzt. Bis 1994 war das Schulmuseum in den Räumen der Ebersdorfer Schule untergebracht. Seit Anfang 2000 sind wir in eigenen Räumen im ehemaligen Ebersdorfer Rathaus präsent. Der Ebersdorfer Schulmuseum e. V. ist beim Amtsgericht Chemnitz unter der Vereinregisternummer VR711 eingetragen.
Festrede zur Jubiläumsveranstaltung 15 Jahre Ebersdorfer Schulmuseum (Auszug)
15 Jahre Ebersdorfer Schulmuseumsverein, 15 ereignisreiche Jahre mit Höhen und Tiefen, 15 Jahre fleißige Arbeit, Feste, Museumsnächte, Vereinsleben und, und, und.
Was ist so spannend und herausfordernd gewesen, dass es unser ganzes Können gefordert hat und in diese Festrede gehört? Was war so erfolgreich, dass wir uns noch lange daran erinnern und voll Stolz davon berichten? Eigentlich sind es die alltäglichen Herausforderungen, die uns die gesamten 15 Jahre begleiteten.
15 Jahre – mit 15 Jahren ist ein Kind schon weit aus dem Gröbsten heraus, steckt in der Phase der Lebensplanung und wird langsam erwachsen. Und unser Baby Schulmuseum? Ich glaube, auch wir sind den Kinderschuhen entwachsen, haben Laufen und uns zu behaupten gelernt. Im Oktober 1991 standen 10 glückliche Mitglieder an der Wiege des Vereins mit dem festen Vorsatz, die gesammelten Schätze der Schulgeschichte zu schützen, zu vervollständigen und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Auf was wir uns damals einließen, war sicherlich nicht allen vollkommen klar. Wir kämpften oft nicht nur um den Fortbestand des Museums, sondern auch mit harten wirtschaftlichen Problemen.
Am 4. Februar 2000 begann für unseren Verein im zarten Alter von 8 Jahren eine wirkliche Schulzeit, in den Räumen des Ebersdorfer Rathauses. Jetzt ging es los, von 0 auf 100. Im gleichen Jahr haben wir bei der 1. Chemnitzer Museumsnacht mitgemacht und von Stund an durchgezogen bis zum heutigen Tag. Mit Optimismus und Durchhaltevermögen überstanden wir gemeinsam den geplanten Verkauf des Rathauses, der zwar letztendlich nie zu Stande kam, wir uns aber schon tot saniert sahen. Große Unterstützung erfahren wir auch heute noch jederzeit vom Kulturamt, hier werden wir mit einem kleinen Beitrag aus dem Kunst- und Kulturfonds gefördert.
Mittlerweise ist das Familienleben vieler von uns auf den Museumsalltag abgestimmt und manche von uns kennen den Satz vom Partner: „Du immer, mit deinem Museum.“ Für die meisten ist es aber in der Zwischenzeit schon fast selbstverständlich, als Pärchen aufzutreten und gemeinsam Museumsarbeit zu leisten. In diesen 15 Jahren haben wir ebenfalls Kontakte zu anderen Vereinen und schulgeschichtlichen Sammlungen geknüpft, haben mit ihnen Gedanken und Ideen ausgetauscht, von ihren Erfahrungen gelernt und pflegen persönliche Kontakte.
15 Jahre! Nun ist aus unserem Kind Schulmuseumsverein ein Jugendlicher geworden, der zunehmend in die Öffentlichkeit tritt und aus der Chemnitzer Museums- und Vereinslandschaft nicht mehr wegzudenken ist. Zu viel Energie ist von den Mitgliedern und Mitarbeitern bis heute investiert worden. Die unruhige Phase ist nun hoffentlich überstanden.
Jetzt kommt das Erwachsenenalter, die Phase der Konsolidierung und Weiterentwicklung. Die große Verantwortung, die wir übernommen haben, wollen wir auch weiter tragen. Wir wünschen allen Mitgliedern, Mitarbeitern, Freunden und Sponsoren beste Gesundheit, Durchhaltevermögen und Energie bei der Museums- und Vereinsarbeit.
Birgit Raddatz
Vorsitzende Ebersdorfer Schulmuseum e. V.
Grußwort zum zehnjährigen Bestehen des Ebersdorfer Schulmuseum e. V.
Spezialmuseen gibt es viele im Freistatt Sachsen. Sie widmen sich z.B. der regionalen Fahrzeugproduktion, der Schnitzkunst, den nordamerikanischen Ureinwohnern oder den Liverpooler Pilzköpfen. Die liebevoll aufgebauten Sammlungen befinden sich in der öffnetlichen Hand, im privaten Kreis von speziell auf die jeweiligen Thematik ausgerichteten Interessenten und sind dennoch für die Allgemeinheit unschätzbar wichtig, denn sie erweitern unseren kulturellen Horizont um jene wichtigen Facetten von Spezialwissen, die nicht zwangsläufig zum verbreiteten gemeinsamen Erfahrungsschatz gehören.
Anders verhält es sich, wenn es sich bei dem im Museum zu thematisierenden Sachverhalt um das Phänomen „Schule“ handelt. Buchstäblich jeder hat – ob im positiven wie im negativen – seine persönlichen Erfahrungen mit „Schule“ gemacht – eine breite Interessentenbasis sollte also einem auf Schulgeschichte ausgerichtetem musealen Unternehmen a priori sicher sein. Verfügen die Initiatoren eines derartigen Vorhabens außerdem noch über eine solide Sammlungsbasis – was spräche dann noch gegen den Erfolg eines Schulmuseums?
Eine oberflächliche Antwort auf diese Frage ist schnell gegeben. Sie lautet ganz einfach: „Nichts!“, denn in den zehn Jahren der Existenz des Ebersdorfer Schulmuseum e.V. hat sich Erfolg nach innen und außen deutlich gezeigt:
Mit beharrlichem Fleiß baute der Verein eine schulgeschichtliche Sammlung auf, die in Einzelbereichen von überregionaler Bedeutung ist. Unter zum Teil widrigsten Bedingungen, als die Arbeit in der immer mehr verfallenden alten Ebersdorfer Schule, dem angestammten Domizil, unzumutbar wurde, resignierte der Verein nicht etwa, indem er einfach die Bestände „einmottete“ und sich lediglich auf Schadensbegrenzung konzentrierte; statt dessen ging er „nach draußen“, arbeitete an Schulen, in Museen und sensibilisierte schließlich Kommunalpolitik, Kulturschaffende und Öffentlichkeit.
Wo eigene Kräfte an ihre Grenzen stießen, wurden zielgerichtet Partner gesucht und gefunden: Das Chemnitzer Kulturamt steht dem Museum in verwaltungs- und finanztechnischen Fragen mit Rat und Tat zur Seite, Schloßbergmuseum und die sächsiche Landesstelle für Museumswesen beraten in Fachfragen, die Chemnitzer Phoenix GmbH vermittelt dringend benötigte Arbeitskräfte.
Das kleine Team der Museumsmitarbeiterinnen schließlich leistete innerhalb der letzten zwei Jahre Basisarbeit, in dem der Bestand von Sammlung und Bibliothek nach musealen Standarts inventarisiert und somit für künftige wissenschaftliche Arbeit grundlegend erschließbar wurde. Das Schulmuseum konnte sich Dank dieses immensen Engagements von Freunden, von Vereinsmitgliedern und vor Allem des Vorstandes zu einer festen Größe in der Chemnitzer Museumslandschaft entwickeln, wie die Besucherstatistik, wie der enorme Zuspruch der Bevölkerung anlässlich der „langen Museumsnächte“ und Denkmalstage eindrucksvoll beweist:
Das Museum wertet nicht nur den Stadtteil Ebersdorf kulturell auf, es beschert auch der Stadt Chemnitz ein wichtiges kulturpolitisches Alleinstellungsmerkmal, denn es ist im weiten Umkreis das einzige Museum dieser Art – ein Umstand, der mit Blick auf die im sächsischen Lehrplanwerk ausgewiesenen Unterrichtsinhalte, die dezitiert Auseinandersetzung mit Schulgeschichte und Besuch eines Schulmuseums fordern, nicht hoch genug zu veranschlagen ist.
Zehnjährgie Jubiläen sind jedoch nicht dazu da, nur schnelle oberflächliche Antworten zu geben. Sicher, es spricht alles dafür, dass der Verein, dass das Schulmuseum in den zehn Jahren ihrere Existenz messbaren Erfolg gehabt haben. Erfolgreich zu sein, ist nicht selbstverständlich und wird in den nächsten Jahren unendlich schwieriger werden.
Mit wachsender öffentlicher Akzeptanz und Inanspruchnahme wird eine lediglich befristete oder nebenbei realisierte Betreuung des Ebersdorfer Schulmuseums nicht weiter machbar sein können. Hier müssen grundlegende neue Lösungsansätze her, um auch künftig Museumsarbeit per definitionem, nämlich „Sammeln, Bewahren, Erforschen und Ausstellen“ zu leisten. Die Schaffung einer breiteren Vereinsbasis, ein verstärktes Einbinden von Pädagogen in die Verantwortung und ein noch engerer Arbeitskontakt zu den Fachämtern und -institutionen von Stadt und Freistaat sind dabei existentiell wichtige, zur Lösung anstehende Aufgaben. Dafür allen Freunden des „Ebersdorfer Schulmuseum e.V.“ viel Kraft, aber wenigstens auch genauso viel Spaß!
Uwe Fiedler
Schloßbergmuseum Chemnitz